Freitag, 8. Januar 2010

Not designed for cleaning

Wir haben einen typisch chinesischen Eßtisch mit Drehplatte in unserem Eßzimmer stehen. Die Platte liegt auf einem Ring auf dem Tisch, der aus zwei einzelnen Ringen besteht, die durch ein Kugellager miteinander verbunden sind, so daß sie sich gegeneinander drehen können.
 
Als wir herkamen, lief alles schön rund und glatt. Dann haben wir angefangen, den Tisch auch unter der Drehplatte inklusive Ring zu putzen, mit Wasser und Spüli natürlich, damit auch alles sauber wird. Dies ging auch eine ganze Weile lang gut. In dieser Zeit wurde der Ring immer wieder geputzt, so daß er also immer wieder mit Wasser in Berührung kam.
 
Nun ging seit ein paar Tagen gar nichts mehr. Der Ring saß einfach fest, die Platte ließ sich nicht mehr drehen, festgerostet!
 
Offenbar ist es nicht geplant gewesen, daß dieser Ring mal sauber gemacht wird. Chinesen putzen im Allgemeinen nicht unter irgendwelchen Sachen, unter die sie im Stehen oder auch Sitzen nicht drunter schauen können. Es wird nicht unter dem Sofa geputzt, nicht unter den Betten, Schränken, Tischen (mit irgendwelchen Einbauten zwischen den Füßen), es werden noch nicht mal Sofahocker verschoben, um darunter den Staub und die Krümel aufzusaugen. Und da man unter die Drehplatte im Sitzen nicht einfach so drunter schauen kann, ohne sich zu verbiegen, wird da normalerweise wohl auch nie geputzt, tja, solange bis ein Westler kommt und mal saubermacht.
 
Inzwischen fluppt der Ring wieder, nach drei Spülungen mit WD40, einem Multifunktionsöl zum Schmieren, Rostlösen, Reinigen, Korrosionsschutz etc., für die, die es nicht kennen. Ein echtes Zaubermittel bei festgefressenen Teilen. Nun bleibt nur zu hoffen, daß der Ring diese Behandlung überlebt, schließlich weiß ich nicht, aus welchem Material die Kugeln im Kugellager sind. Ich weiß nur, daß sie knirschen, vermutlich haben die Kugeln selbst gerostet.
 
Aber frei nach dem Motto "kaputt ist er eh schon", sehe ich das nicht so eng. Die Platte kann auch ohne Ring auf dem Tisch liegen, gedreht hat sie sich eh nicht mehr. Also warten wir einfach mal ab!
 
 

Donnerstag, 7. Januar 2010

Weeeeeiiiii?

"Wei?" ist der Ausdruck, mit dem sich ein Chinese am Telefon meldet, das entspricht etwa einem "Hallo?" Und wenn ein Chinese am Telefon nicht versteht, was der andere sagt, gibt es für ihn zwei Möglichkeiten zu reagieren:
 
1. Er ignoriert, daß er nichts versteht und redet einfach drauf los, was bei Werbeanrufen immer der Fall ist.
 
2. Er fragt nach: "Weeeiii?" Je öfter, desto langgezogener.
 
Es kommt auch immer wieder vor, daß sich ein Chinese mal verwählt und aus Versehen auf meinem Handy landet. Früher habe ich bei solchen Anrufen noch versucht, zu verstehen, was der andere sagt, vielleicht war's ja doch Absicht, aber inzwischen sage ich mir, wer mich anrufen will, spricht Englisch mit mir (oder Deutsch), also melde ich mich grundsätzlich nur noch auf Deutsch oder Englisch. Deutsch nehme ich vor allem dann, wenn ich die Nummer nicht kenne. 
 
Ein typischer Anruf dieser Art läuft dann so ab:
 
Hand klingelt.
Ich: "Hallo?"
X: (Pause) "Wei?"
Ich: "Sprechen Sie Deutsch?" (Natürlich weiß ich, daß er's nicht kann!)
X: "Weeeiii?"
Ich: "Do you speak English?" (Könnte ja möglich sein!)
X: "Weeeeeiiiii?"
Ich: "Ni hui Yingwen ma?" (Die gleiche Frage auf Chinesisch, bin ja eigentlich ganz nett....)
X: "Weeeeeeeiiiiiii?"
Ich: "Tja, dann halt nicht!"
Auflegen.
 
Die Werbeanrufer erkennt man daran, daß sie am Anfang losplappern ohne Ende, aber wenn man dann doch mal zu Wort kommt - ich hab noch nie verstanden, was sie mir verkaufen wollen - läuft der restliche Dialog ganz genau so ab. Und man kann sich ziemlich sicher sein, von dieser Person nicht noch mal angerufen zu werden!

Mittwoch, 6. Januar 2010

Mini-Weihnachtsbaumgeschichte

Vorhin habe ich pünktlich zum 06. Januar unseren Weihnachtsbaum abgeschmückt und zusammengeklappt. Nun darf er in seiner Kiste wieder schlummern bis zum nächsten Jahr, wenn er dann vermutlich zum letzten Mal in China aufgestellt wird. Wie ich so Schmuck und Kerzen einpacke, fällt mir wieder ein, was einer unserer Besucher nach unserer Rückkehr aus Borneo meinte, als ich im Scherz sagte: "Der Baum ist gar nicht trocken geworden!". Darauf kam die Bemerkung: "Hast noch mal ordentlich Wasser aufgefüllt?"
 
Da soll noch mal einer sagen, künstliche Weihnachtsbäume könnten nicht echt aussehen!
 
Die Weihnachtszeit ist nun vorbei, die Fensterbilder abgesaugt (Sprühschnee) und die Dekorationen sind verstaut. In Hong Kong haben wir am Montag im Hotel gesehen, wie die Girlanden mitsamt (Plastik-)Kugeln und Schmuck einfach in große Müllbeutel gestopft wurden. Das gab mir auch ein komisches Gefühl, zeigt es wieder einmal, daß hier nicht wirklich Weihnachten gefeiert wird. Es ist eben doch nur ein Fest von Kommerz und Klingeling, womit nicht nur die Glocken gemeint sind, sondern auch die klingelnden Kassen. Oder war's andersrum?